Seit dem 8. Oktober 2018 ist die Landesgartenschau auf dem ehemaligen Leighton-Militärgelände Geschichte. Es wird in den Zeitungen darüber geschrieben, was die Gartenschau „gebracht“ hat. Die Meinungen dazu sind unterschiedlich. Viele Gerbrunner besaßen als unmittelbare Nachbarn eine Dauerkarte, besuchten oft, insbesondere an Sonntagen oder an den Abenden, die kulturellen Veranstaltungen der Gartenschau. Für sie ein Gewinn. Eine kleinere Anzahl von Gerbrunnern war während der 179 Tage ehrenamtlich auf der Gartenschau aktiv. Sie haben in den Bereichen, für die sie zuständig waren, zum Erfolg der Landesgartenschau beigetragen. Dafür ist ihnen zu danken und deshalb sollen sie kurz vorgestellt werden. Bis auf vier Tage war Bruno Kraft täglich auf der Gartenschau und hat sich auf Grund seines zuverlässigen Einsatzes bei Freunden den Titel „Mister Landesgartenschau“ eingehandelt. Kraft betreute den Pavillon der unterfränkischen Obst- und Gartenbauvereine. Nahezu täglich präsentierte sich dort einer der 430 Gartenbauvereine in Unterfranken (mit ca. 50.000 Mitgliedern). Zu den unterschiedlichsten Themen gab es Informationen und Aktionen: Gartenkultur und Gartenpflege, Vogel- und Insektenschutz, Weinverkostung und Imkerei, Veredlung von Rosen, Baumschnitt und Apfelpressen – täglich ein neues Thema. Bruno Kraft musste manchmal früh aufstehen, er wies die Gäste aus Unterfranken am Morgen ein und begleitete sie den Tag über, half als Universalhandwerker, wenn es nötig war. Wie oft mag er in diesen Monaten den Weg von der Nepomuk-Straße zum Eingang Belvedere mit dem Rad gefahren sein? Ein ganz starker Auftritt ! Um etwas ganz anderes kümmerten sich die drei Gerbrunner Tanja Gausmann Kamp, Dr. Martin Kamp und Felix Lamprecht von der St. Nikolaus Pfarrei. Sie betreuten mit 50 weiteren Frauen und Männern aus der Pfarreiengemeinschaft Würzburg-Ost den „RuhePunkt12“ in der Trinitatis-Kapelle, von außen gesehen sicherlich der auffallendste Bau auf der Landesgartenschau und deshalb auch mit einem Würzburger-Architekten-Preis prämiert. Pyramidenähnlich streben silbern glänzende Wände mit unterschiedlicher Kantenlänge gen Himmel. Und den konnte man auch im Inneren durch ein hohes Deckenfenster erblicken. Die beiden Kamps und Lamprecht gestalteten die mittägliche Viertelstunde mit Musik, Gesang, Lesungen, Meditationen, auch mit Gebet und Schweigen. Mag auch mancher Besucher die Kühle des ungewöhnlichen Raumes gesucht haben, viele waren dankbar für das spezielle Angebot von Religion und Spiritualität auf der Landesgartenschau. Der Bund Naturschutz hatte sich ein besonderes Programm ausgedacht: Er wollte in seinem sehr gelungenen HolzPavillon und mit den ihn umgebenden Gärten zeigen, wie dem dramatischen Verlust an Artenvielfalt begegnet werden kann. Dr. Martina Alsheimer, Gabriele von Golitschek und Mechthild Wolf machten sich ebenfalls mehrmals in der Woche auf den kurzen Weg von Gerbrunn zur Magdalene-Schoch Straße. Zu drei Themenschwerpunkten des BN hatten sie viel zu zeigen und zu sagen: Vom Insektensterben sind vor allem die Schmetterlinge betroffen. Man sieht kaum noch welche. Was sind die Gründe dafür? Ein zweites Thema beschäftigte die drei Damen und ihre Zuhörer: Welche regionalen Gemüsesorten gibt es noch, welches alte Saatgut, das in seiner Vielfalt nicht verlorengehen darf ? Auf den Hochbeeten vor dem BN-Pavillon wurden schließlich Heilpflanzen und die Klostermedizin der Hildegard von Bingen vorgestellt. 720 Veranstaltungen mussten organisiert werden, mit 8.000 Besuchern führten Alsheimer, v. Golitschek und Wolf Gespräche, Dutzende Schulklassen wollten die Metamorphose Ei-Raupe-Puppe-Schmetterling kennenlernen. Die drei Gebrunnerinnen machten einen glücklichen Eindruck, wenn man sie besuchte. Der älteste ehrenamtlich tätige Gerbrunner auf der Landesgartenschau war Dr. Alfred Przybylski, jahrzehntelang in Wald und Flur unterwegs. Er stellte am BN-Pavillon die Vielzahl und Pracht der einheimischen Orchideen vor, wusste zu jeder Blume etwas Spezielles zu sagen, verriet aber nicht, wo sie zu finden sind. Für acht Gerbrunner war die Landesgartenschau 2018 ein besonderes Erlebnis. Sie haben dazu beigetragen, dass – trotz mancher Mängel – von einem Erfolg der Gartenschau gesprochen werden kann.
Reinhard Kies